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Dienstag, 07. April 2020

Münchens grüne Lunge - der Englische Garten

Der Englische Garten in München zählt zu den größten innerstädtischen Parks weltweit und sorgt für die frische Luft in der Millionenmetropole.


„Hier wo ihr wallet da war sonst Wald nur und Sumpf" - Aufschrift der steinernen Bank im Südteil des Englischen Gartens nach einem Entwurf von Leo von Klenze, 1838

In dem Sommer des Jahres 1789, in dem die hungernde Pariser Stadtbevölkerung zum epochalen Angriff gegen Absolutismus und Leibeigenschaft bläst und das Angesicht Europas damit für immer verändern wird, wird in München ein Garten angelegt – der erste Volksgarten Europas.

In Auftrag gegeben vom damaligen Kurfürsten Carl Theodor war er zunächst Militärgarten und später eine der größten Parkanlagen der Welt. Mit 417 ha Fläche, davon etwa 130 ha Gehölz-, 186 ha Wiesen- und 16 ha Wasserflächen, 78 km Wegenetz, über 100 Brücken und Stegen und Bächen, mit einer Gesamtlänge von 8,5 km ist er größer als der New Yorker Central Park oder der Londoner Hyde Park und fast doppelt so groß wie der Berliner Tiergarten.

In seinem Mischbestand an Bäumen beherbergt der Englische Garten über 50 brütende Vogelarten, aber auch Igel, Eichhörnchen, Wildkaninchen und nicht zuletzt Feldhase und Fuchs sagen einander hier Gute Nacht. Dabei befindet er sich zu einem guten Teil inmitten der Stadt und wird jährlich von 3,5 Millionen Menschen besucht, was vor allem abfalltechnisch eine große Herausforderung darstellt: von 70 Tonnen Müll muss der Englische Garten jedes Jahr befreit werden.

Als der Park 1792 für die Münchner Bevölkerung geöffnet wurde, umfasste diese nur 40.000 Menschen – heute aber atmet der Englische Garten für das 34-fache an Einwohnern Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus. Von Vorteil ist hierbei seine aus der englischen Gartenbaukunst stammende Gestaltung als natürliche, belassene Landschaft, entgegen der zu Zeiten seiner Entstehung architektonisch noch immer dominierenden Barockgartenform französischer Prägung, bei der exakte geometrische Formen allen Wildwuchs untersagen.

So war denn auch sein erster Ideengeber und Fürsprecher beim Kurfürsten der damalige bayerische Kriegsminister Benjamin Thompson, welcher ursprünglich aus der britischen Kolonie Massachusetts stammte. Eine jede bayerische Garnisonsstadt sollte einen Militärgarten erhalten, mit der Absicht die Soldaten sowohl landwirtschaftlicher Schulung zu unterziehen, als auch natürliche Trainingsmöglichkeiten zu schaffen und schließlich Möglichkeiten zur Erholung zu bieten. Diesen Naherholungsaspekt auch dem Volke zu gewähren, war dem Kurfürsten Carl Theodor, der sich im Geiste der Aufklärung als Reformer einen Namen machte, ein Herzensanliegen. Und so kommt es, dass man heute zwar nicht mehr wie noch anfangs von "Theodors Park" spricht, aber noch immer mit Staunen durch die großzügigen Weiten und schier endlosen Räume dieses gartenarchitektonischen Meisterwerks streift und sich zu jeder Jahreszeit an seiner Schönheit freut.

Als 1966 die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 1972 an München ging, wurden die Bauarbeiten am Mittleren Ring abgeschlossen. Diese Stadtautobahn teilt den Englischen Garten seither in einen südlichen und einen nördlichen Teil. Eine 2010 gegründete Bürgerinitiative und Stiftung setzt sich für Wiedervereinigung der beiden Parkteile ein und fordert dazu, die Stadtautobahn auf einer Länge von 300 m unter die Erde zu legen.

mpr