Baum des Jahres 2011: Die Elsbeere
Für filigrane Holzarbeiten und beständige Möbel ist ihr Holz genauso geeignet, wie ihre Früchte zur Linderung von Bauchschmerzen: Die Elsbeere ist eine nützliche Schönheit aus alter Zeit.
„Aber es gibt nichts Unnützes in der Natur, nicht einmal das Unnütze selbst; es ist nichts in dieses Weltall getreten, was darin nicht seinen rechten Platz hätte."
Michel de Montaigne - Essais (1580)
Die "Dr. Silvius Wodarz Stiftung" und deren Fachbeirat, das „Kuratorium Baum des Jahres“ (KBJ) mit Sitz in Marktredwitz und Tharandt haben sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen über die Bäume in Deutschland zu verbreiten und auf Bäume aufmerksam zu machen, die der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind oder über die Zeit an Bedeutung verloren haben.
Seit 1989 wird deshalb im Oktober jeden Jahres für das darauffolgende Jahr der "Baum des Jahres" gekürt und für das Jahr 2011 hat man sich entschieden der Schönen Else, wie die Elsbeere auch liebevoll genannt wird, diesen ehrenwerten Titel zu verleihen. Schon oft hatte sie es in die engere Auswahl geschafft, aber erst dieses Jahr hat es diese ökologisch wertvolle Laubbaumart aus der Gattung der Mehlbeeren und der Familie der Rosengewächse zur Auszeichnung gebracht.
Neben ihrer botanischen Bezeichnung "Sorbus torminalis" trägt die Elsbeere auch zahlreiche sonstige Namen. Diese sind Zeugen einer Zeit, in der die Menschen noch auf Gedeih und Verderb auf die Heilkräfte der Natur angewiesen waren. So wird sie zum Beispiel auch Darmbeere oder Ruhrbirne genannt, weil ihre frischen oder getrockneten Beeren als Heilmittel gegen Erbrechen und Durchfall, aber auch bei Husten Anwendung fanden.
Ihre Art ist in Europa heimisch, wo sie vor allem im Südosten - bis zum Kaukasus - häufig vorkommt. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Süden bis nach Nordafrika, im Osten bis nach Kleinasien. In Deutschland deckt sich ihr natürliches Verbreitungsgebiet etwa mit der Grenze des Weinbaus. In Bayern kommt dieser bis zu 25 m hohe sommergrüne Laubbaum mit einer intensiv goldbraunen Herbstfärbung besonders im unterfränkischen Muschelkalkgebiet, auf kalkreichen Böden des Keupers, im Jura und auf der kalkhaltigen Jungmoräne des Fünf-Seen-Landes vor. Auch im unteren Donautal zwischen Regensburg und Passau kann man sie vereinzelt im Mai und Juni blühen, und im September Früchte tragen sehen.
Bis heute haben uralte Wildpopulationen überdauert, die Bäume mit einem Alter zwischen 200 und 300 Jahren beherbergen. Die Elsbeere bietet zahlreichen Raupen und Insekten Lebensraum, die sie wiederum zur Futterpflanze für Tiere wie die Pfeileule und die Trapezeule machen.
In ihrem Innern birgt sie einen Schatz: Das Holz der Elsbeere ist außerordentlich fest, elastisch, schwer, hart und deshalb sehr wertvoll. Unter dem Namen "Schweizer Birnbaum" wurde sie vor allem früher von Drechslern, Tischlern und Wagnern geschätzt. Aber auch Möbel und feine Holzarbeiten, wie zum Beispiel Rechenschieber, wurden aus diesem der Birne ähnlichen Holz hergestellt. Nicht nur deshalb laufen derzeit neuere Forschungen, die ihre Wiederverwendung als Nutzholzbaum prüfen.
mpr